BERICHT RATGEBERAKTION \"Männergesundheit\" am 15.11.2017
Sinkende Testosteronspiegel können ganz unterschiedliche Gründe haben. „Das Absinken ist weniger mit dem Alter assoziiert als mit erworbenen Risikofaktoren wie etwa Dauerstress, Fettleibigkeit, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen und Diabetes“, so Dr. Uwe Höller. Gerade bei jüngeren Männern kommen auch Chromosomenstörungen wie das Klinefelter-Syndrom, Schädigungen der Hoden durch Entzündungen oder der Verlust eines Hodens etwa durch Krebs als Ursachen infrage.
Da die Testosteronwerte individuell sehr unterschiedlich sein können, raten die Fachgesellschaften für Männergesundheit dazu, schon möglichst früh, mit etwa 25 Jahren, einen ersten Test machen zu lassen. So können individuelle Schwankungen über die Jahre erfasst werden. „Bei Vorliegen der genannten Risikofaktoren empfehle ich altersunabhängig jährliche Kontrollen“, ergänzt der Facharzt. Labortests sollten aber laut Prof. Michael Zitzmann immer im Zusammenhang mit dem Gesamtbefinden betrachtet werden: „Eine Behandlung von niedrigen Testosteronspiegeln ist nötig, wenn diese Symptome auslösen. Reine Laborwerte sollte man nicht behandeln.“ Die führenden Symptome für einen Testosteronmangel seien Libidoverlust und Antriebslosigkeit sowie Verlust der Muskelmasse, aber auch starkes Schwitzen oder Hitzewallungen können auftreten.
Individuelle Behandlungsoptionen
Leiden Männer unter Beschwerden und wird ein zu niedriger Testosteronspiegel festgestellt, setzen die Experten auf eine gezielte Behandlung. „Eine kontrollierte Testosteron-Ersatztherapie ist recht wenig risikobehaftet“, erläutert Dr. Höller. „Für eine besonders risikoarme Behandlung sollten die Testosteronspiegel in den mittleren Normbereich angehoben werden.“ Zur Behandlung werden Depotspritzen oder Testosteron-Gele zum Auftragen auf die Haut eingesetzt, wobei mit Gel individueller und feiner dosiert werden könne.
Trotz geringer Risiken kann es wie bei jedem wirksamen Medikament auch Nebenwirkungen geben. „Die Körperbehaarung kann zunehmen. Bei einigen Patienten steigt auch die Zahl der roten Blutkörperchen, was der Arzt aber regelmäßig überprüfen würde. Andere Männer berichten über eine Gewichtszunahme durch wachsende Muskulatur oder die Ansammlung von Wasser“, erklärt Prof. Frank Sommer. Wichtig sei, unter der Therapie regelmäßig Brust und Prostata untersuchen zu lassen. „Auch die Familienplanung sollte geklärt sein, denn von außen zugeführtes Testosteron verringert die Qualität und Anzahl der Spermien“, so der Experte. Mit Absetzen des Testosterons steigt die Spermienproduktion aber laut Dr. Höller innerhalb einiger Monate wieder an. Nur bei starken Überdosierungen, wie sie manchmal in der Bodybuilder-Szene vorkommen, seien dauerhafte Schäden möglich.
Langfristige Anwendung möglich
Die empfohlene Anwendungsdauer für Testosteron-Gel liegt bei neun bis 24 Monaten. „Je nach Alter ist es aber durchaus vertretbar, die Behandlung unter kontrollierten Bedingungen auch über längere Zeiträume fortzusetzen“, so Dr. Höller weiter. Die Mindestdauer von neun Monaten sei darin begründet, dass die volle Wirkung erst nach dieser Zeitspanne eintrete. Laut Prof. Sommer ist bei entsprechenden Krankheitsbildern sogar eine lebenslange Zuführung möglich. Diese lindert nicht nur die körperlichen Symptome, sondern könne auch der Seele gut tun: „Studien konnten zeigen, dass durch einen Testosteronmangel hervorgerufene depressive Verstimmungen sich unter einer hormonellen Therapie bessern.“
INFOKASTEN
Weitere Informationen im Internet
Auf dem Männergesundheitsportal mannvital.de gibt es zahlreiche Informationen rund um das Thema Testosteron sowie einen Symptomcheck. Unter onmeda.de/krankheiten/testosteronmangel_beim_mann.html widmet sich das Infoportal Onmeda dem Thema. Auf experten-im-chat.de findet man ein Chatprotokoll mit Fragen und Antworten zum Thema.
Am Telefon und im Chat saßen:
Prof. Dr. med. Frank Sommer, Urologe, Androloge und Sportmediziner, weltweit einziger Universitätsprofessor für Männergesundheit, Hamburg.
Prof. Dr. med. Michael Zitzmann, Endokrinologe, Androloge und Diabetologe am Centrum für Reproduktionsmedizin und Andrologie des Universitätsklinikums Münster. Dort erforscht er die Zusammenhänge zwischen Fertilität, Genetik, Sexualhormonen und metabolischen Störungen.
Dr. med. Uwe Höller M.Sc., Facharzt für Innere Medizin und Master of Science in Präventiver Medizin, Privatpraxis mit Schwerpunkt Männergesundheit in Bergisch Gladbach.
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